Delegationsreise ins finnische Endlagerprojekt
Die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte (Bündnis´90/Die Grünen) hat Umweltminister Olaf Lies (SPD) bei einer Delegationsreise zum finnischen Endlagerprojekt Onkalo auf der westfinnischen Insel Olkiluoto begleitet. Die Delegation aus Mitgliedern des Landtags, der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und des Landesamts für Bergbau (LBEG) war dort, um sich einen Eindruck von der Endlagerung in Granit-Gestein („Kristallin“) zu verschaffen. „Bund und Länder in Deutschland haben zwar im Standortauswahlgesetz die Ergebnisoffenheit auch für die Endlagermedien Salz, Ton und Granit ausgerufen, doch die Suchkriterien sind nicht gerade auf Granit-Gestein ausgerichtet,“ so Staudte.
Finnland hingegen verfügt nur über Lagermöglichkeiten in Gestein. Dies bedeutet, dass die Gesamtkonzeption der Lagerung sich stärker auf technische Barrieren wie Behälter und geotechnische Barrieren wie Verfüllung mit wasseraufsaugendem Bentonit konzentrieren muss. „Doch Deutschland beschäftigt sich zum Beispiel nicht mit der Behälterforschung,“ erklärt die Grünen-Politikerin. Der Standortauswahlprozess in Finnland war weniger auf die Geologie als vielmehr auf die Akzeptanz vor Ort ausgerichtet. Diese war am AKW-Standort Olkiluoto auf Grund der Verbundenheit mit der Atomkraft als Arbeitgeber gegeben.
Vor Ort besichtigte die Delegation das bereits betriebene Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll und das im Bau befindliche Bergwerk für den hochradioaktiven Atommüll. „Die finnische Betreiberfirma Positiva Solutions hat ihre Projekte natürlich überaus positiv dargestellt. Das darf natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch in Finnland erhebliche Probleme mit Wasserzuläufen und Korrosion der Behälter gibt.“ Derzeit laufen 35 Liter in der Minute in das Bergwerk. „Dies sei laut der Betreiber kein Problem, aber Wasser ist als Transportmedium für Radioaktivität und wegen der Behälterkorrosion natürlich immer eine Gefahrenquelle,“ so Staudte.
„Was in Finnland fehlt, ist eine starke kritische Öffentlichkeit, um solche Probleme zu diskutieren. Die finnische Regierung steht wegen des Neubaus eines Reaktorblocks in Olkiluoto auch unter erheblichem Erfolgsdruck. Das wird die staatliche Aufsicht sicher beeinflussen,“ vermutet Staudte.
Begrüßenswert sei hingegen, dass Finnland den Atommüll auf unter 100 Grad abkühlen lassen will, bevor er in Stahl/Kupfer-Behältern eingelagert wird. „Auch Deutschland muss sich von der Endlagerung mehrere hundert Grad heißen Atommülls verabschieden, denn dies macht die Situation unter Tage noch unkalkulierbarer,“ die die Abgeordnete.
„Bislang wurde nicht einmal veröffentlicht, warum die Hitze-Versuche in der Asse abgebrochen wurden. Um eine ausreichende Abkühlung des Atommülls zu ermöglichen, muss die Zwischenlagerung sicherer gemacht werden.“ „Alle künftigen Entscheidungen werden Abwägungsentscheidungen sein, denn es gibt weder eine sichere Endlagerung noch eine sichere Zwischenlagerung,“ meint Staudte nach dem Besuch. Eine Debatte um längere, sicherere Zwischenlagerung zum Abkühlen des Atommülls wurde in der Endlagerkommission abgelehnt, sei aber dringend notwendig, so Staudte. Ihre Anregung nun auch einen Ton-Endlagerprojekt zu besichtigen, wurde von Umweltminister Olaf Lies positiv aufgegriffen.