Grüne im Austausch bei Besuch der Tafel in Lüchow
Die regionale Landtagsabgeordnete und ernährungspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion Miriam Staudte und der Grünen-Kreistagsabgeordnete Matthias Gallei haben die Tafel in Lüchow besucht. Bei einem informativen Austausch wurde die sich verschlechternde Situation der Tafel deutlich.
An dem Gespräch nahmen der Vorsitzende des Tafel-Vereins Dr. Günther Nemetschek, sein Stellvertreter Walter Stuhlmann, die Leiterin der Lebensmittelausgabe Susanne Lüth-Küntzel und Tafel-Aktiver Dieter Zillmer teil.
Derzeit seien 60 Ehrenamtliche, davon 25 Fahrer aktiv dabei, die Ausgabe von gespendeten Lebensmitteln an finanzschwache Haushalt zu organisieren. Der Verein hat 200 Fördermitglieder. „Tendenz leider abnehmend. Es gibt die Tafel seit fast 20 Jahren und in der Zeit sind auch wir leider älter geworden,“ so Nemetschek. Man freue sich über neue Helferinnen und Helfer. „Glücklicherweise haben wir immer wieder Bufdis, also Teilnehmende des Bundesfreiwilligendiensts,“ so Lüth-Küntzel. Trotzdem wird in dem Gespräch, immer wieder deutlich, dass es außer den Bufdis und einem mietfreien Kellerraum bei der Samtgemeinde Elbtalaue keinerlei öffentliche Unterstützung gibt. „Alles baut auf Spenden und Ehrenamt auf,“ so Nemetschek. Das werde zunehmend zum Problem, denn auf der einen Seite nimmt auch hier in Lüchow wie bundesweit die Zahl der Menschen zu, die mit Lebensmitteln versorgt werden, andererseits gehen die Lebensmittelspenden seit den Direktlieferungen in die Ukraine oder nach Polen zurück. Frau Lüth-Künzel, ehemalige Fachdienstleiterin Soziales beim Landkreis, berichtet: „Jeden Samstag kommen ca. 50 Personen nach Lüchow und 70 Personen nach Dannenberg, die durchschnittlich für einen Haushalt mit 3,5 Personen Lebensmittel gegen einen Unkostenbeitrag von derzeit 2 € abholen. Doch letzte Woche kamen 40 Ukrainerinnen zusätzlich.“ Nemetschek ergänzt: „Deswegen haben wir mit Geldspenden Lebensmittel dazugekauft, obwohl das eigentlich nicht der Grundgedanke der Tafel ist, die Lebensmittel retten möchte.“
Staudte und Gallei sind der Auffassung, dass es eine staatliche Unterstützung geben muss. Die Landespolitikerin meint: “Die Arbeit der Tafeln muss endlich auf ein sicheres Fundament gestellt werden. Es ist gut, dass es freiwillige Lebensmittelspenden gibt, aber Frankreich hat gezeigt, dass ein Lebensmittel-Retten-Gesetz, das großen Supermärkten und der Lebensmittelindustrie das Wegwerfen von genusstauglichen Lebensmitteln untersagt und eine verpflichtende Abgabe an die Tafeln festschreibt, die Mengen an Lebensmittelspenden erhöhen kann. Im Landtag haben wir Grünen einen entsprechenden Antrag eingebracht, der nun im Maiplenum als gemeinsamer Antrag aller Fraktionen beschlossen werden wird. Das ist ein erster Schritt in Richtung eines bundesweiten Gesetzes wie in Frankreich.“ Ebenfalls sehe der Antrag vor, die bessere Unterstützung der Tafeln zu „prüfen“. „Der Ball liegt also bei der Landesregierung. Mindestens für die Unterhaltung der Infrastruktur muss es eine Unterstützung geben,“ findet die Grüne. Sie betont aber: „Auch mit einem solchen Angebot wie den Tafeln sind die HartzIV-Sätze nicht ausreichend. Wir setzen uns als Grüne für eine Erhöhung der Regelsätze ein.“
„Wir verfahren monatlich 250€. Ein Zuschuss zu den Energiekosten auch für den Kühlraum wären hilfreich,“ schlägt Dieter Zillmer vor. „Es ist notwendig, dass das Angebot der Tafeln nicht reduziert wird, sondern dass man es sogar ausbaut,“ meint Matthias Gallei aus Vietze. Im Raum Gartow gebe es zwar Spenden, aber leider keine Ausgabestelle. „Die Idee von Herrn Nemetschek eine mobile Tafel anzustreben, die auch die Dörfer erreicht, wäre wirklich sinnvoll.“
Die Tafel Lüchow-Dannenberg gibt es seit 2004 mit den zwei Ausgabestellen Lüchow und Dannenberg. Seit kurzem gibt es zudem eine Ausgabestelle der Tafel in Hitzacker.